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Das sich wandelnde Kunstwerk – Havre Sculpture

Jede Tages- und Nachtzeit hat ihre emotionale Stimmung

Als das bedeutende Universitätsklinikum McGill University Health Centre das neue
Gebäude in Montreal bezog, sollte der großzügige Vorplatz ursprünglich frei bleiben und in die Gartenlandschaft einbezogen werden. Bis sich die Projekt- und Installationskünstlerin Linda Covit der Sache annahm und eine imposante Installation mit dem Namen „Havre Sculpture“ präsentierte, die schnell zum Wahrzeichen des Klinikums avancierte.

Im Eingangsbereich des riesigen Krankenhauskomplexes entstand eine markante, weithin sichtbare Skulptur: Sowohl die Autofahrer, die über die Schnellstraße am neuen Areal entlanggeführt werden, wie die vorbeifahrenden Zugreisenden nehmen die Skulptur schon aus der Ferne wahr und steuern sie wie einen Hafen an. Sie begrüßt Besucher und Patienten und lässt mit ihren Schatten- und Farbspielen Wartenden die Zeit schneller vergehen.

Die Patienten können sich von ihren Zimmern aus in die Wandlungen des Kunstwerks vertiefen. Havre besteht aus etwa 20 Zentimeter breiten, lackierten Aluminiumbändern, von denen jeweils drei gebündelt und eiförmig nach oben miteinander verbunden wurden. Der Durchmesser der Installation beträgt 13 mal 15,75 Meter. Das Kunstwerk, das sich als „skulpturale Umarmung“ versteht, kann über drei sogenannte Türen betreten werden. Wer inmitten der aufstrebenden Bänder steht, meint durch die Öffnung am oberen Ende einen Blick in die Unendlichkeit zu erhaschen: Der Blick konzentriert sich in die Unendlichkeit des Alls, des Himmels, der Sonne und des Lichts, das gebündelt in das Innere der Skulptur drängt und somit die Energie zusammenführt. Von außen betrachtet bestimmt das Tageslicht immer wieder neu das Spiel von Licht und Schatten: Minütlich, stündlich, täglich und im Wandel der Jahreszeiten verändern sich die Eindrücke und Stimmungen. Bei Dunkelheit wird die Skulptur von 51 LED-Lampen (122 mal 122 Zentimeter groß) angestrahlt. LED-Projektoren tauchen das Kunstwerk alle 30 Minuten in neue künstliche Farbschattierungen von Blau bis Blaugrün und symbolisieren so das Wasser, die Luft und das Leben.

Linda Covit, 66 Jahre alt, lebt und arbeitet in Montreal. Sie ist eine renommierte Bildhauerin und Schöpferin von Großinstallationen. 1975 stellte sie ihre erste Ausstellung im Centre d’Exposition de Art Actuel à Longueuil vor. Weitere Ausstellungen folgten: im Centre d’Exposition de Saint-Hyacinthe, le Musée de la Ville de Lachine; Musée National des Beaux-arts du Québec; Torontos Galerie Koffler und Genereux Grunwald Galerie sowie in der kanadischen Botschaft in Tokio, Japan.

Sie hat an vielen internationalen Veranstaltungen einschließlich der japanischen Echigo-Tsumari Kunst-Triennale 2003 und der 53 Museo Internazionale delle Ceramiche in Faenza, Italien, teilgenommen. Die Regierung von Quebec verschenkte ihre Kunstwerke z.B. an die Provinz Shandong, China. Wichtige Werke: eine Installation auf Montreal’s Mount Royal Park zum Gedenken an den „Bed-in“ von John Lennon und Yoko Ono 1969 (Prix Les Arts et la ville – Prix aménagement 2012); eine Art Wand mit Nebel in Torontos Vier-Jahreszeiten-Hotels und -Residenzen (regionale Citation Award, CSLA/AAPC 2014); eine monumentale Wassersäule in der Lobby des Calgary Water Centre und vier Garten-Zimmer im Shangri La Botanical Garden and Nature Center, Orange, Texas (ASLA Honor Award, 2012).

Sie erhielt zahlreiche Stipendien von dem Canada Council, dem Japan-Canada Fonds, dem Conseil des arts et des lettres du Québec, dem Cirque du Soleil und der New Yorker Pollock-Krasner Foundation.

Text | Jürgen Brandenburger
Fotografie | Marc Cramer
Künstlerin: Linda Covit
Herstellung: Michel Bernier
Ingenieurbau: Nicolet, Chartrand, Knoll Ltée
Technische Zeichnung und Renderings: Plan HB
Installation: Formaviva
Beleuchtung: Blue Hour Design