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Kernsanierung –  ein neuer Grundriss entsteht

Die Lage exzellent, das Grundstück genial, die Substanz des Hauses gut erhalten: beste Voraussetzungen also, um den Altbau zu bewahren.

Das Einfamilienhaus wurde 1940 in einem parkähnlichen Grundstück mit altem Baumbestand erbaut. Mit der Nord-Süd-Ausrichtung ist eigentlich die Grundbedingung dafür erfüllt, dass viel Tageslicht ins Innere des Hauses strömen kann. Jedoch ließ dies der vorhandene Grundriss nicht wirklich zu. Kurzentschlossen zogen die beiden neuen jungen Besitzer die renommierte Innenarchitektin und Designerin Martine Brisson hinzu, um hier eine grundlegende Änderung herbeizuführen! Das Problem wurde schnell erkannt: zu kleine Räume, enge, dunkle und zudem unnütze Flure, Platzverschwendung infolge zu viel ungenutzten Raumes, zu kleine und falsch positionierte Fenster, weshalb das Tageslicht nicht ungehemmt im Inneren ankommt. Auch sonst konnte der Grundriss nicht überzeugen. Nach langen Beratungen kamen alle Beteiligten zum Entschluss, dass die Lösung in einer Kernsanierung liegt, damit der Wohnraum sinnvoll neu gegliedert werden kann.

Der gesamte Innenbereich wurde entkernt, alle Wände einschließlich der tragenden statischen Wände wurden entfernt.

Um die Statik wiederherzustellen, wurden lange Stahlträger eingezogen, zudem verstärken zwei vertikale Module in voller Bauhöhe die Stabilität der Statik. Insbesondere die beiden Module verteilen die statische Belastung auf die Mitte der T-förmigen Anordnung des neuen Grundrisses.

Der wesentliche Planungsansatz für die Neugliederung sind die Bewegungsmuster der Bewohner – genau diesen Mustern, den Arbeitsabläufen und dem daraus resultierenden Platzbedarf schenkte der Innenarchitekt besondere Aufmerksamkeit, denn nach Ansicht des Planers bestimmt genau dieser Bewegungsablauf die Größe des Raumes.

Sich im Raum frei zu bewegen, keine Umwege laufen zu müssen, aber auch die Möglichkeit zu haben, sich aus dem Weg zu gehen, ist ein grundlegender Planungsansatz. Erschlossen wird der neue Grundriss über den Hauseingang, dessen Position nicht verändert werden konnte. Anhand der Position des Eingangsbereiches, der ohne klar abgegrenzten Vorraum direkt in das Wohnzimmer führt, entstand die Neugliederung des nunmehr 145 Quadratmeter großen Wohnraumes. Neben dem Haupteingang wurde noch ein Nebeneingang über die Garage so konzipiert, dass dieser ebenfalls im Wohn-/Essbereich mündet.

Durch das Entfernen der Wände wurden die Wohnräume miteinander verbunden und natürliches Licht durchflutet das Erdgeschoss. Durch die Veränderung der Wahrnehmung von Raum und Volumen schafft die Kombination aus Kreuzungs- und Lichteffekt die Illusion eines Raumes, der viel größer wirkt, als die tatsächlichen Ausmaße vermuten lassen. Dieser Eindruck wird durch die Einheitlichkeit der Oberflächenbehandlungen verstärkt. Zur monochromen Farbpalette mit Schwarz, Weiß und Grau gehören die Dielenfußböden in weiß gekalkter astloser Eiche sowie die maßgefertigten Regale und Schränke in thermogeformter espressofarbener Eiche. Eine Ausnahme in den ansonsten minimalistischen Räumen stellt in der Küche die Kochinsel dar. Sie wurde zu einem dominierenden Element, das durch den im Wesentlichen grau geäderten Calacatta-Marmor hervorsticht. Aus dem edlen Naturstein wurde die Arbeitsplatte gefertigt sowie die Kücheninsel eingefasst.

Text | Jürgen Brandenburger
Fotografie | Pierre Béland

Innenarchitektur | Martine Brisson, https://designmontreal.com