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Klippenhaus Lichtdurchflutet & Naturnah

Lediglich zweieinhalb Stunden Fahrtzeit sind es von Montreal zu dem bekannten Landgut, das schon vor weit über einhundert Jahren gegründet wurde und sich seitdem im Familienbesitz befindet. Umgeben von einer beein­druckenden und nahezu unberührten Seenlandschaft leben und arbeiten mehrere Generationen auf dem Landgut. Eines der exponiertesten Bau­grundstücke war bislang nicht bebaut worden. Nach langen Überlegungen und ausführlichen Beratungen mit den Architekten wurde dieses Vorhaben nun umgesetzt. Das neu errichtete Wohnhaus steht an einem Steilhang, besser gesagt auf einer Klippe mit dramatischem Ausblick auf den Fluss, einen See und die weitläufige Natur.

Die wichtigste Vorgabe an das Architektenteam war, dass sich das Haus in die Natur einpasst und mit ihr verschmilzt. Alle Aspekte des Projektes wurden sorgsam untersucht und analysiert, mehrere planerische Ansätze verworfen und neue konzipiert. Dies bezog sich sowohl auf die Hauskubatur als auch auf die Innenarchitektur, diverse Modellrechnungen, dreidimensionale Renderings sowie Betrachtungen im virtuellen Raum über ein VR-Headset brachten schließlich ein erstaunliches Ergebnis.

Um die Gesamtkonzeption mit möglichst geringem Natur- und Bodenverlust zu realisieren, entwarfen die Architekten zwei kubische Fundamente in vertikaler und horizontaler Ausrichtung. Auf diesen entstanden zwei komplett verglaste Obergeschosse und somit ein dreistöckiges Gesamtobjekt mit über 500 Quadratmetern Wohn-/Nutzfläche. Der Landschaft rund um das Haus wurde Rechnung getragen, indem die beiden Obergeschosse aus einer reinen Holzrahmen-Konstruktion entstanden. Auch ökonomisch war dies sinnvoll, da das benötigte Holz als Baumaterial aus dem eigenen Landgut der Bauherren geschlagen wurde. Da sich weithin keine weitere Ansiedlung und kein Nachbarhaus befindet, brauchten sich die Architekten keine Gedanken über eine Verdunklung zu machen und ließen die beiden Obergeschosse komplett verglasen. Somit entstand ein weithin offener, heller Raum, der mit der umgebenen Natur eins wird und die Grenzen zwischen innen und außen überwindet. Der Haupteingang liegt, dem Hang zugewandt, auf der dritten Ebene, auf der sich auch die Privaträume der Bauherrschaft wie Master- und Kinderschlafzimmer, Bäder mit separaten WCs sowie in den Wänden fest eingebaute Wandschränke befinden. Auf die Aufstellung von Solitären wurde bewusst verzichtet, Stauraum bergen vor allem die fest eingebauten Wandschränke.

Über eine freitragende Holztreppe gelangt man in das Untergeschoss, in dem ein kleiner Office-Bereich sowie eine großzügige Bibliothek, eine große offene Küche sowie ein Ess- und Lesebereich untergebracht sind. Genau diese platzierte der Architekt in einer „Brücke“, die die beiden kubischen Beton-Blöcke des Fundamentes überspannen. Die verglaste Stirnwand der „Brücke“ kann mittels eines Glas-Falt-Schiebeelements fast komplett geöffnet werden und ermöglicht somit den schwellenlosen Austritt auf die Terrasse, die sich ebenfalls auf dem Dach der vertikalen „Betonbox“ befindet. Die unterste Ebene verfügt über einen sehr großzügigen Spa-Wellness- und Ruhebereich mit direktem Ausgang in den Außenbereich.

Als Übergang zum Wellnessbereich dient die einstufige horizontale „Betonbox“, die einige Meter nach hinten versetzt wurde. Über einen separaten Zugang erreicht man zudem den großzügig ausgestalteten Gästebereich mit Bad und WC.

Das vorherrschend verwandte Material ist Mahagoni, das stark zeichnende Holz qualifiziert sich durch eine dauerhafte Qualität, seine farblich lebendige Ausstrahlung und durch seine hohe Belastbarkeit. Im Wohn-Essbereich sind Fußböden, Decken, Balken, Fensterrahmen und die maßgefertigten, fest eingebauten Wandschränke aus heimischer Holzproduktion direkt vom Landgut entstanden. Das Interieur verschmilzt über die raumhohen Fensterelemente und das verbaute Holz im hohen Maße mit der Außenwelt, die Natur dringt förmlich in das Haus ein. Der farblich angepasste Cortenstahl für den Kamin und die Außenverkleidung ist eine ideale Ergänzung dazu. Sichtbeton dient hier als Synonym für die riesigen Felsbrocken, die Findlingen ähnlich im gesamten Gelände verstreut liegen, was die naturverbundene Bauweise nochmals stark unterstreicht.

Text | Jürgen Brandenburger
Fotografie | Maxime Brouillet

Architektur-Team |
Marie-Claude Hamelin,
Loukas Yiacouvakis,
Karl Choquette, Etienne Sédillot,
alle YH2 architectural,
www.yh2architecture.com