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Umdenken mehr als erwünscht

Hochwertige Architektur ist in den meisten Fällen ein Synonym für hohe Baukosten. Dass dies nicht immer so sein muss, bewies ein angesehener Architekt: Die Vorgaben der Bauherrschaft, dass die Baukosten 300 000 Euro nicht überschreiten dürfen, unterbot er sogar noch um 8000 Euro. Die engen Budgetvorgaben für die Herstellungskosten bezogen sich in erster Linie auf die Kostengruppen 300 – Bauwerk, Baukonstruktionen sowie 400 – Bauwerk, technische Anlage. Da diese stark mit den Raumwünschen der Bauherren kollidierten, musste eine Lösung gefunden werden.

Mit dem Fokus auf kostengünstiges Bauen wurden sämtliche selbstverständlich erscheinenden Standards hinterfragt. Ein bedeutender Teil der Lösung bestand darin, Materialien aus dem Industriebau in ansprechender Weise in den Wohnungsbau zu überführen. Um alle Vorgaben zu erfüllen, das Baurecht einzuhalten und dabei den Spielraum des gesetzlichen Bebauungsplanes optimal zu nutzen, musste ein Umdenken hinsichtlich der konventionellen Bauweise erfolgen.

Dieser planerische Ansatz führte dazu, den Baukörper in seine notwendigen Teile zu zerlegen, zu optimieren und ihn additiv wieder zusammenzusetzen. Maßgebend dafür waren die vorgeschriebene Traufhöhe des Wohngebäudes mit fünf Meter fünfzig und die maximal zulässige Traufhöhe für Garagen von drei Metern. Da der Mittelbau geschickt als Wintergarten definiert wurde, unterliegt er keinen gesetzlichen Beschränkungen und war somit im Wesentlichen frei planbar. Dieser Mittelbau erschließt und vermittelt beide äußeren Gebäudeteile und dient als Energiesammler und Energieverteiler.

So entstanden auf einem 1100 Quadratmeter großen Grundstück drei Gebäudeteile.

Über die Einfahrt wird die Doppelgarage mit dem daneben liegenden Eingangsbereich erreicht. Weiterhin finden sich in diesem Gebäudeteil ein Tages-WC sowie ein Abstell- und Technikraum. Im mittleren Gebäude liegen das Wohnzimmer sowie die Ankleide und das elterliche Bad. Eine freitragende Treppe führt ins Obergeschoss auf die Galerie, die mit einer gut bestückten Bibliothek aufwartet, sowie in die Kinder- und Gästebereiche, die im dritten Gebäudeteil untergebracht wurden. Im Erdgeschoss dieses Gebäudeteils liegen dann die
offene Küche mit Kücheninsel sowie das Esszimmer. Somit ergab sich eine optimale Wohnfläche von etwa 120 Quadratmetern.

Text | Jürgen Brandenburger
Fotografie | Markus Vogt

Planung | Büro für Bauform, www.bauform.net
Architekt & Innenarchitekt | M.Arch/Dipl. Ing. Jürgen Lehmeier