Barrierefreies WC
Ein behindertengerechtes Bad mit WC muss angepasst werden, damit alles passt!
Es kann uns alle treffen: Vorausschauend modernisieren ist daher die Lösung!
Berücksichtigen Sie bei der Renovierung nicht nur Ihre heutigen Wünsche, sondern auch die Bedürfnisse von morgen und schaffen Sie sich mit moderner Ausstattung ein möglichst flexibles und komfortables Wohnumfeld, in dem Sie auch dann noch eigenständig wohnen können, falls Mobilität und Kräfte im Alter nachlassen sollten. Vor allem in Bad und WC muss die Selbstständigkeit und Sicherheit der Bewohner gewährleistet sein: Wasser, Seife, Dusch- und Schaumbäder sowie glatte Bodenbeläge machen das Bad zu einer besonderen Gefahrenquelle.
Die Frage, wie ein ideales barrierefreies Bad aussehen soll, lässt sich nicht so einfach beantworten. Wenn man sich jedoch vor Augen hält, dass heute bereits fast 17 Prozent der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre alt ist, wird die Notwendigkeit deutlich, über dieses Thema nachzudenken. Im Jahre 2030 wird jeder dritte Bundesbürger das sechzigste Lebensjahr überschritten haben, mit steigender Tendenz. Hinzu kommen die Menschen mit Schwerstbehinderungen, die immerhin acht Prozent der Bevölkerung ausmachen, in absoluten Zahlen fast sieben Millionen Menschen alleine in Deutschland. Es gibt sicherlich Standardlösungen, die jedoch nicht immer eins zu eins realisierbar sind und die auf jeden Einzelnen zugeschnitten werden müssen. Das größte Problem liegt jedoch in der nachträglichen Planung, die meistens nicht so leicht verwirklicht werden kann.
Raum sichert die Mobilität
Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts GFK ist das deutsche Badezimmer durchschnittlich etwa sieben Quadratmeter groß. Dies stellt die Planer eines barrierefreien Bades vor große Herausforderungen, die jedoch zu meistern sind. Planungsgrundlage für barrierefreies Bauen im Privatbereich ist zurzeit die DIN 18040-2, Ausgabe Februar 2009, die die beiden Vorläufernormen DIN 18025-1 und DIN 18025-2 ablöste. Die alten DIN-Normen wurden zusammengefasst und die speziellen Anforderungen von Menschen mit Behinderungen und speziell von Rollstuhlbenutzern hervorgehoben. Grundsätzlich neu in der DIN-Norm sind die sensorischen Anforderungen (visuell, akustisch, taktil).
Richtige sanitäre Produkte garantieren Selbstständigkeit
Der WC-Bereich Die Bewegungsabläufe beim Hinsetzen auf das WC sowie beim Aufstehen fallen älteren und körperlich behinderten Menschen oft schwer. Deshalb sollte die Sitzhöhe (Oberkante Keramik einschließlich Sitzring) bequeme 48 Zentimeter betragen. Um Rollstuhlfahrern ein Umsetzen zu ermöglichen, muss die Vorderkante des WCs 70 Zentimeter von der Wand entfernt sein bzw. ein wandhängendes WC braucht eine Ausladung von 70 Zentimetern. Entsprechende Becken gibt es in bodenstehender und wandhängender Ausführung. Darüber hinaus gibt es Adapter, die wandhängende WCs mit normaler Ausladung auf 70 Zentimeter verlängern. Rollstuhlfahrer müssen sich zudem 55 Zentimeter hinter der Vorderkante anlehnen können. In der Regel kommt hier eine Rückenstütze zum Einsatz.
Links und rechts vom Becken müssen im Bedarfsfall Haltegriffe montiert werden können. Für Rollstuhlfahrer sind sie unverzichtbar. Da hier ein Hebelarm von bis zu 85 Zentimetern auftritt und der Stützgriff an seiner Spitze mit 100 Kilogramm belastbar sein muss, ist auf eine tragfähige Wand- oder Vorwandinstallation zu achten, die eine sichere Verankerung gewährleistet. Der Abstand zwischen den Haltegriffen ist mit 65 Zentimetern zu bemessen und die Höhe darf höchstens 85 Zentimeter betragen. Auf den Übersetzseiten müssen die Haltegriffe als Stützklappgriffe ausgeführt sein. Das WC-Becken selbst ist so anzubringen, dass das Anfahren von vorne und mindestens auf einer Seite möglich ist. Die Spülung soll mit Hand oder Arm zu betätigen sein, ohne dass der Nutzer gezwungen ist, die Sitzposition zu verändern.
Eine gelungene Sanierung stellt dieses WC dar. Der etwa sechs Quadratmeter große Raum ist mit vielen sanitären Gegenständen ausgestattet, die berührungslos funktionieren. Die Bewegungsfläche vor dem WC für Menschen ohne Rollstuhl, jedoch mit Handicap, sollte mindestens 120 mal 120 Zentimeter groß sein, für Rollstuhlbenutzern müssen mindesten 150 mal 150 Zentimeter zur Verfügung stehen, genau dieses wurde hier eingehalten. Rollstühle haben unterschiedliche Sitzhöhen. Die Differenz kann bis zu 10 Zentimeter betragen. Nicht jedes Sanitätshaus stellt die optimale Höhe für den Benutzer ein, um leicht auf das WC zu wechseln. Strittig ist deshalb die Höhe von 46 bis 48 Zentimetern des WC-Beckens inklusive des Sitzes. Rollstuhlfahrer mit geringerer Körpergröße klagen aufgrund des fehlenden Bodenkontaktes über zu hohe WC-Becken. Der seitliche Abstand zur Wand oder zu anderen Sanitärobjekten beträgt mindestens 20 Zentimeter, für Rollstuhlfahrer beträgt er auf einer Seite mindestens 90 Zentimeter und auf der anderen Seite 30 Zentimeter.
Griffe und Bedienelemente Die hier eingebauten Stützklappgriffe sind mit Federn auf jeder Seite des WC-Beckens montiert worden. Die Oberkante über der Sitzhöhe beträgt 28 Zentimeter. Eine Rückenstütze, die nicht der WC-Deckel sein sollte, ist 55 Zentimeter hinter der Vorderkante des WC-Beckens angeordnet. Toilettenpapierhalter und Spülung wurden so angebracht, dass diese mit der Hand oder dem Arm bedienbar und erreichbar sind, bei Bedarf kann problemlos auf eine berührungslose Spülung umgerüstet werden. Sehr gut gelöst sind die beiden Notschalter am WC und am Waschbecken, die von fast allen Schalterherstellern angeboten werden. Diese sind rot gekennzeichnet und an einer Schnur befestigt, die einfach gezogen werden muss, um Hilfe zu rufen.
Waschtische für Rollstuhlnutzer müssen, so wie hier gezeigt, unterfahrbar sein, da dieser Personenkreis einen größeren „Beinfreiraum“ benötigt. Der Spiegel wurde in einer Höhe von etwa 100 Zentimeter unmittelbar über dem Waschtisch bis zur Decke hin angebracht. Die berührungslose Armatur wurde im Spiegel montiert. Das Waschbecken ist so konstruiert, dass keine zusätzlichen Haltegriffe installiert werden müssen, da sich der Benutzer direkt am Waschbecken problemlos halten und hochziehen kann. Der Waschplatz ist berührungslos zu bedienen, sowohl die Wand-Waschtischarmatur als auch der daneben angebrachte Seifenspender. Schöne Ausstattungsdetails sind der Papierhandtuchspender oberhalb des Waschbeckens und der Abfallbehälter unterhalb des Waschbeckens, beide sind in eine Vorwand wandbündig eingebaut.
Text | Jürgen Brandenburger, Fotografie | Andrea Dingeldein
Keramik: WC und Waschbecken: Catalano Verso Comfort 70
Zubehör: Stützklapptisch, Rollenhalter, WC-Bürste: HEWI Serie 805
Spiegel: Zierath, Deckenleuchte: SLV
Armaturen, Seifenspender, Papierhandtuchspender, Abfallbehälter, VOLA, www.vola.de
Planung & Maßanfertigung: Dr. Kurt Korsing GmbH & Co. KG
Alexander Schumacher
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