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Das kleine Spa-Refugium
oder: Was man aus einem kleinen Bad alles machen kann!

Das kleine Nachkriegs-Einzelhaus liegt ruhig direkt am Waldrand, es verfügt über kleine Zimmer, ist etwas beengt und doch prädestiniert zum Wohlfühlen. Das Gebäude wurde letztmals vor 20 Jahren saniert. Der alleinstehende Hausherr, der kurz vor der Pensionierung steht, wollte nach und nach das Haus und das Anwesen sanieren und auf den neuesten Stand bringen, um das Leben nach getaner Arbeit genießen zu können.

Das Haus weist eine typische Nachkriegsarchitektur auf: Die war darauf ausgelegt, schnell Wohnraum zu schaffen, der im Krieg zerstört worden war. Das Design der Architektur war damals in den Hintergrund getreten, Produkte sollten funktional und praktisch sein. Wie sie visuell wirkten, hatte keine große Rolle gespielt. Das Bad war fast immer mit einem WC ausgestattet. Exemplarisch dabei war die Positionierung des Bades im Hausgrundriss, der Raum musste direkt im Eingangsbereich des Hauses liegen. Die Notdurft floss nicht in die Kanalisation, sie wurde in einer abgedeckten Grube vor dem Haus entsorgt. Eine Kanalisation gemäß dem heutigen Standard gab es in dieser Zeit nur in den Städten. Ursprünglich war dieses Bad mit einer Trennmauer in zwei Räume unterteilt, der zweite Raum diente als Hauswirtschaftsraum für die Waschmaschine und Co. Mit der Sanierung entfernte man die Trenn-wand, um mehr Bewegungsfreiheit im Bad zu schaffen. Die komplette Decke wurde eingerissen und durch eine neue ersetzt. Nach dem Durchbruch konnte man auch ein bodentiefes Fenster einsetzen.

Ein Spa-Refugium entstand, der lang ersehnte Traum des Hausherrn. Die Bezeichnung Spa kommt aus dem Lateinischen (sanus per aquam) und bedeutet so viel wie Gesundheit durch Wasser. Spa wird oftmals mit dem Begriff Wellness verwechselt, tatsächlich haben beide eines gemeinsam: Erholung und Entspannung für Körper und Seele. Da der Raum für eine Saunakabine und Dusche zu klein ist, entschieden sich Planer und Hausherr für eine Dampf-Duschen-Lösung: die Dampf-Dusche ist am Kopf des Raumes direkt neben dem neu installierten Fenster angebracht. Nach all diesen Maßnahmen stand ein Raum mit einem Grundriss von insgesamt 6,3 Quadratmetern zur Verfügung.

Alle Einrichtungsgegenstände, bis auf das WC, sind maßgefertigt und speziell für diesen Raum angefertigt, denn konfektionierte sanitäre Standardgrößen konnten wegen Platzmangels nicht eingesetzt werden. Der Boden wurde mit drei Zentimeter starken Granitplatten aus indischem Kashmir-Pink-Gestein versehen, ebenso halbhoch die beiden Seitenwände des Bades und raumhoch die Dampfdusche. Die Granitplatten mit einer Größe von 250 mal 300 Zentimeter sind so geschnitten beziehungsweise gefräst und anschließend gehrungsgenau verlegt, dass die ausgeprägt schöne Maserung zeichnungs- und stoßgenau wie aus einem Block sichtbar bleibt. Die Bodenplatten wurden an der Oberfläche gebürstet, mit dieser Oberflächenbehandlung sind Trittsicherheit und Rutschhemmung gewährleistet, was im Bad unerlässlich ist.

Die 100 mal 180 Zentimeter große Dampfdusche, die am Kopf des Raumes in der gesamten Breite installiert ist, ist mit einem raumfüllenden Glaselement mit Eingangstüre vom Rest des Raumes abgetrennt und abgedichtet worden. Damit kann der heiße Dampf nicht in den restlichen Raum strömen. Eine maßgefertigte beheizte und sockelbeleuchtete Sitzbank aus dem gleichen erwähnten Granit, eine beleuchtete Ablagenische und eine Schlauchbrause sind weitere Ausstattungsdetails. Zudem ist in die Decke der Dampfdusche eine große Regenschauer-Kopfbrause installiert, die mit verschiedenen Wasserstrahl-Programmen ausgestattet ist. Um genügend Druck für die Kopfbrausen zu erhalten, befindet sich im Keller ein 120 Liter fassender Warmwasserspeicher. Die vorhandene alte Installation konnte den benötigten Druck nicht erzeugen. Der Dampfgenerator, der mit einer automatischen Wasserentleerung nach der Benutzung ausgestattet ist, ist sowohl über das digitale Display als auch mit einer Fernbedienung steuerbar. Ein weiteres Ausstattungsdetail ist der Aromastreamhead, er macht die Dampfdusche mit verschiedenen ätherischen Aroma-Ölen zu einem entspannenden oder anregenden Dampf-Duftbad-Erlebnis jeweils abhängig vom verwendeten Öl.

Aufwendig auch der nach unten beleuchteten Waschtisch, der aus einem Waschbecken aus einem massiven Block Granit gefräst wurde. Darunter der Vollholz-Hängeschrank: durch Berührung öffnen sich selbstständig elektronisch die Teleskop-Schubfächer. Sie sind zum Teil komplett elektrifiziert, um alle möglichen elektrischen Hilfsmittel, wie Fön oder Rasierer, unterzubringen. Eine weitere Besonderheit ist, dass in einem der Schubfächer Anschlüsse für einen MP3-Player, Smartphone oder DVD-Player eingebaut sind. Über in die Decke eingebaute aktive Lautsprecher, die auch in der Dampfdusche zu finden sind, lässt sich der Raum mit der gewünschten Musik beschallen. Über dem Waschtisch sind die Einhebel-Wand-Waschtischarmatur sowie darüber ein großer fast wandbündig eingebauter LED-beleuchteter Spiegelschrank installiert. Direkt gegenüber befindet sich die WC-Anlage mit einem wandhängendem Spül-WC sowie einem Urinal, deren Wasserspülungen über zwei Drücker mit Glasoberfläche ausgelöst werden können. Darüber ist ein in die Vorwand eingebautes beleuchtetes Regal zu finden.

Ein weiteres Ausstattungsdetail ist ein Glas-Spiegel-Wandheizkörper unmittelbar neben dem Waschtisch im Eingangsbereich des Bades, der auch als Handtuchtrockner genutzt werden kann. Alle Fugen, Nischen und die Unterkanten des Waschtisch-Schranks und der Sitzbank in der Dampfdusche sind mit RGB-Stripe und RGB-LED-Spots ausgestattet, sie können den Raum in verschiedene Lichtszenarien tauchen. Deren Steuerung erfolgt sowohl über die Schaltertechnologie als auch mit einer Fernbedienung. Auch werden die Jalousien am Fenster, die Heizung sowie das Soundsystem damit gesteuert. Die Decke wurde bei der Sanierung komplett durch eine neue, teilweise abgehängte Decke mit innen liegender Fugenbeleuchtung ersetzt. Die Decke und die restlichen Wände wurden glatt gespachtelt und mit Marmorino weiß beschichtet.

Nach intensiven, fünfwöchigen Umbauarbeiten konnte das neue kleine Spa-Refugium dem Hausherrn übergeben werden. Das indische Kashmir-Pink-Gestein ist ein Granit, der für seine braun-beige Grundfarbe bekannt ist und dem Raum ein angenehmes Erscheinungsbild verleiht. Die Dampf-Kabine wird zum kleinen Entspannungsort – ein Spa-Refugium. Gleichzeitig ist die Kabine auch nur zum Duschen gedacht. Die Sitzbank ist an der Unterkante als Schattenfuge beleuchtet.

Text: Jürgen Brandenburger | Fotos: Ulrich Dohle

Planung, Koordination und Bauaufsicht | Torsten Müller, www.design-bad.com
3-D-Artist | Franz Lorenz Wagner, www.ofengestalter.de
Komplette Realisierung | Tim Ley, www.q-bauprojekte.de

Natursteinarbeiten | Matthias Krumscheid, www.natursteine-krumscheid.de
Armaturen und WC | Treos, www.treos.de
Dampfgenerator, Steuerung | mr.steam, www.mr-steam.de
Fußbodenheizung | AEG-Haustechnik, www.aeg-haustechnik.de
Dampfdusche-Abtrennung | Sprinz, www.sprinz.eu
Accessoires |pomd’or, www.pomdor.com
Urinal | Duravit, www.duravit.de
WC-Drücker | Geberit, www.geberit.de
Einbauschrank |Emco, www.emco.de